Zhang Sanfeng ist der legendäre Ahnherr von Wudang. Der Taoist wurde der Sage nach 200 Jahre alt. Er gilt als Begründer des "Tai Chi", der inneren Schule des Wushu. Einer Legende nach beobachtete er eines Tages den Kampf zwischen einer Schlange und einem Kranich und entdeckte dabei das Grundprinzip des Tai Chi. Zhang sah, wie die Schlange den harten, schnellen Stößen des Kranichschnabels immer wieder geschickt auswich, bis der Kranich schließlich erschöpft aufgab. Daraus leitete Zhang das Prinzip des "weichen Kämpfens" mit innerer Kraft ab. Diese stille Kampfkunst wirkt konzentrierter, innerlicher als das Shaolin-Wushu.
Wudang zeichnet sich nicht nur durch seine Kämpfer aus, sondern auch durch die Anwendung zahlreicher Heilkräuter. Sie wachsen am Pfad zum Tempelberg entlang. Neugierig fragt Meiling nach dem Namen eines Baumpilzes. Lingzhe, meint der Verkäufer. Er helfe gegen Beinschmerzen, Rheuma, Hexenschuss und Arthrose. Außerdem rege er die Blutzirkulation an. 600 Heilpflanzen gibt es hier, viele kommen nur in Wudang vor. Gegen fast jedes Gebrechen gibt es ein Mittel. Ob sie wirken? Aber natürlich - wenn man sie mit viel Schnaps einnimmt. Da ist sich der Verkäufer sicher.
Über Jahrhunderte wurde das Wissen über das Tai Chi nur mündlich weitergegeben. Selbst die großen Meister Wudangs hinterließen kaum Schriften. Einer der berühmtesten Lehrer hat Meiling eine Audienz gewährt: Meister You. Er vermutet, was Meiling wissen will. Das Wudang-Tai Chi ist der beste Weg, um geistige und körperliche Gesundheit zu erreichen, erklärt er. Mit Hilfe der Übungen kann der Schüler diese erlangen, indem er das Chi aus Himmel und Erde in sich aufnimmt. Denn Chi ist nicht nur innere Kraft, es ist der Urstoff der Welt.
Meister You