Das Templerhaus
Das Templerhaus
Das sogenannter "Templerhaus" ist ein spätromanischer Turmbau mit gut erhaltener Fachwerkkonstruktion aus dem Jahre 1291. Der turmartige Sockelbau soll bis zu 100 Jahre älter sein. Es zählt zu den ältesten Fachwerkhäusern Deutschlands.
mehr... Das Templerhaus: Das sogenannte Templerhaus in Amorbach ist eines der ältesten bekannten und besterhaltendsten Fachwerke in Deutschland, das älteste Fachwerkhaus Bayerns und zählt zu den ältesten noch erhaltenen Profanbauten Unterfrankens. Es wurde 1291, bzw. noch früher errichtet. Die Bezeichnung "Templerhaus" ist irreführend, weil sie das Gebäude als Haus des Ritterordens der Templer bezeichnet, was es nicht ist. Die Bezeichnung ist auch keineswegs alt, sondern geht auf eine Beschreibung Amorbachs von 1856 zurück. Der Autor Andreas Debon deutete wohl eine damals vorhandene, aber bereits undeutlich gewordene Wandmalerei, die den hl. Amor darstellen sollte, falsch als Bild eines Templerritters, der ein Modell des Tempels zu Jerusalem hält. Das Gebäude, das bis 1975 als Mietwohnung diente und anschließend leerstand, wurde 1981, nachdem sein einmaliger Denkmalswert erkannt war, von der Stadt Amorbach angekauft und in engster Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalspflege 1981-1988 nach allen Regeln der Kunst in allen Teilen und in jeder Hinsicht untersucht, dokumentiert und restauriert. Bis 1991 wurde dann alles Material ausgewertet, um das Haus als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr zu erklären. Im Juni 1993 wurde dieser herausragenden restauratorischen Leistung mit der "Europa-Nostra-Medaille" eine hohe und selten vergebene internationale Auszeichnung verliehen. Das historische Ergebnis der vielen Untersuchungen und Forschungen ist: Das Templerhaus wurde als "festes Haus", d.h. als Ansitz einer Adelsfamilie errichtet. Dendrochronologische Untersuchungen beweisen, dass der Fachwerkaufbau 1291 errichtet wurde. Er sitzt auf einem noch älteren turmartigen Mauersockel auf. Es wurden darin Reste einer Kaminanlage entdeckt, die dem berühmten Kamin auf der Wildenburg weitgehend entspricht. Nachdem keine Spuren dafür gefunden wurden, dass der Kamin jeweils benutzt wurde, muss vermutet werden, dass der Steinturm entweder zunächst wesentlich höher war und zugunsten des Fachwerkaufbaus abgetragen wurde, oder dass das Konzept während des Baues verändert wurde. Es steht fest, dass sich das Anwesen Ende des 13. Jahrhunderts im Besitz der Rüden von Collenberg befand, einer Adelsfamilie, die in enger Beziehung zu den Herren von Dürn stand, die die Wildenburg erbauten und Amorbach zur Stadt erhoben. Später kam der "Rüdenhof", wie er genannt wurde, in die Hände einer Reihe von kleinadeligen Besitzern, bis er schließlich um 1400 in den Besitz einer Amorbacher bürgerlichen Familie Bopp kam und den Namen "Boppenhof" erhielt. Ab dem 16. Jahrhundert waren die Eigentümer und Bewohner Handwerker und Gewerbetreibende (besonders Gerber). Danach setzte ein Niedergang ein, der im niederen sozialen Status der Eigentümer, aber auch darin zum Ausdruck kam, dass sie kaum in der Lage waren, das Bauwerk qualitätvoll zu gestalten, bzw. zu erhalten. Durch glückliche Umstände blieben große Teile des ursprünglichen Bestandes erhalten, sodass man im Templerhaus ein authentisches Beispiel hochmittelalterlicher Profanarchitektur und Bautechnik studieren kann. Heute bietet sich dem Besucher nicht nur das Bild eines kleinen hochmittelalterlichen Adelssitzes, wie man es bisher nicht kannte. Man erlebt darüber hinaus ein Bauwerk, in dessen Anlage, Gestalt und Aussehen sich 700 Jahre Bau- und Nutzungsgeschichte unmittelbar widerspiegeln. Dies wurde erreicht dadurch, dass man bei der Restaurierung zu Tage Gefördertes aus all diesen 700 Jahren in bezeichnenden Proben zum Anschauen konservierte, andererseits aber auch die Gestalt von Räumen als Ganzes rekonstruierte. Zu sehen ist ferner ein anschauliches Modell der Fachwerkkonstruktion des Hauses, Funde aus Grabungen im Umfeld des Hauses, die die Restaurierung begleiteten, sowie zahlreiche Dokumentationen der einzelnen Phasen der Restaurierungsarbeiten.
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