Die Abteikirche
Die Abteikirche
Der weltbrühmte spätbarocke Sakralbau wurde 1742 bis 1747 errichtet. Der innenraum der Abteikirche verfügt über eine prachtvolle Rokoko-Ausstattung. Im Zusammenwirken vieler bedeutender Künstler der damaligen Epoche entstand ein monumentales Meisterwerk, das zum Besten der Barock- und Rokokokunst zählt. Konzerte sind an christlichen Feiertagen und auch bei Führungen zu besuchen.
mehr... Die Abteikirche: Festzuhalten wird die Gründung der Abtei um das Jahr 730 sein. Die frühere, 1742 abgebrochene Abteikirche, wie sie Stiche aus der Zeit der Jahrtausendfeier 1734 zeigen (und wie sie auch auf dem Amorbacher Stadtwappen zu sehen ist), eine Basilika mit kreuzförmigem Grundriss, dürfte einen Neubau des 9. Jahrhunderts darstellen. Er weist große Ähnlichkeit mit der Seligenstadter Einhardsbasilika auf, die ca. 830-840 errichet wurde. Die bestehende westliche Doppelturmfront wurde dem Bau, wie dendro - chronologische Untersuchungen beweisen, um das Jahr 1111 vorgestellt. Die Jahrtausendfeier der Abtei, die mit großem Gepränge 1734 begangen wurde, löste offenbar den Entschluss zu einem Neubau in barockem Stil aus, wobei man die Westtürme erhalten wollte, um die historische Bedeutung der Abtei hervorzuheben. Lediglich die ehemalige Steinbedachung der Türme wurde durch schiefergedeckte barocke Hauben ersetzt. So sind die beiden Türme mit Rundbogenfrieseri, Lisenen und den jeweils zwei Doppelfenstern letzte Zeugen des alten romanischen Kirchenbaues. Der Neubau der Kirche wurde nach den Plänen des Mainzer General-Baudirektors Maximilian von Welsch (1668-1745) ausgeführt. Das Alterswerk Welschs ist zunächst konservativ-traditionell geprägt. Aber Welsch gelang es, eine äußerlich gleichsam mittelalterliche, kreuzförmige Basilika so zu bauen, dass deren Raumwirkung im Innern bis ins letzte neuzeitlich ist. Zunächst, von Herbst 1742 bis Frühjahr 1744 wurden Chor und Querhaus in Angriff genommen. Das Langhaus der alten Kirche konnte solange stehen bleiben und gottesdienstlich genutzt werden, bis die Ostanlage fertig war. Anschließend wurde das neue Langhaus aufgeführt, das im Herbst 1747 vollendet war. Sofort mit dem Beginn der letztgenannten Arbeiten wurden die Ausstattungskünstler verpflichtet, die "Creme de la Creme" der süddeutschen Barockkunst: Johann Michael Feichtmayr aus Augsburg und Johann Georg Üblherr aus Wessobrunn für die Stukkaturen und Matthäus Günther aus Augsburg für die Deckenfresken und die wichtigsten Altarbilder. Die Stukkateure schufen im schönsten Rokoko ein höchst phantasievoll beschwingtes Ranken- und Muschelwerk, an den hervorragendsten Stellen durch Engelsputten bereichert. Von größter Delikatesse ist die Farbigkeit: Wände und Pfeiler weiß, der Stuckmarmor der Pilaster hellrot bis grau, die Stuckverzierungen der Decke mattrosa und graublau, Gurtbogen der Vierung und Rahmungen der Deckengemälde golden. Von ausschlaggebender Bedeutung für den ganzen Innenraum sind die Fresken Matthäus Günthers in einer bezwingenden kunstvollen Harmonie, was die Verteilung der Massen und die Perspektive angeht. Nach einem Bildprogramm, das der damalige Abt Engelbert Kinbacher aufstellte sind dargestellt: im Chor die Anbetung des Lammes, in der Vierung das jüngste Gericht und die Verherrlichung des Benediktinerordens, und im Mittelschiff die Taten des hl. Benedikt. Im Querhaus und in den Seitenschiffen sind weitere Illustrationen zu den Altarpatrozinien (diese von der Vorgängerkirche übernommen) zu sehen. Als diese Arbeiten, die der Kirche überhaupt erst das Gesicht gaben, auch im Langhaus vollendet waren, vollzog der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Johann Friedrich Karl von Ostein am 5. November 1747 die feierliche Weihe. Erzbischof Johann Friedrich war gebürtiger Amorbacher, Sohn des früheren Mainzer Oberamtmanns Johann Franz Sebastian von Ostein und Bruder des damaligen Oberamtmanns Johann Franz Wolfgang Damian von Ostein. Allerdings wurde die eigentliche Ausstattung der Kirche größtenteils erst nach der Einweihung vollendet. Die Altarausstattung ist wiederum das Werk der Stukkateure Johann Michael Feichtmayr und Johann Georg Üblherr. 1750 wurde der kolossale Hochaltar aus Marmor und Stuckmarmor vollendet. Die weißen Figuren stellen die Eltern der Gottesmutter Maria: Joachim und Anna dar. Das Altarblatt von Matthäus Günther zeigt die Himmelfahrt Mariens. Die Altäre im Querhaus enthalten Bilder von Matthäus Günther, die Seitenaltäre an der Außenwand unter den Fenstern bergen (aus der alten Abteikirche stammende, 1662 entstandene) wiederverwendete Bilder von Oswald Onghers und Figuren von Johann Wolfgang von der Auwera. Gerade diese Seitenaltäre sind höchst bewegte Schöpfungen, die wie aus Korallenriffen aufgebaut wirken. 1750 entstanden auch die prachtvollen Chorgitter Marx Gattingers zur Abteilung der Laienkirche vom Mönchschor, eines der vollendetsten Werke der Schmiedekunst überhaupt. Ebenfalls 1750 war die Kanzel mit dem bemerkenswerten doppelläufigen Aufgang vollendet, das Meisterwerk Johann Wolfgang von der Auweras, mit reichem figürlichem Bildprogramm in Hellbraun und Gold. Ihre Fassung durch Martin Schwanckh wurde allerdings erst 1768 fertiggestellt. Das Chorgestühl wurde bereits 1744 von Georg Adam Guthmann geschaffen, von dem übrigens auch das große Lesepult, das reichgeschnitzte Hauptportal und die steinerne Figur des hl. Benedikt oben in der Außenfassade stammt. Das maßgebliche Kunstdenkmälerwerk urteilt zusammenfassend über die Abteikirche: "Die sowohl nach reinen Qualitätsmaßstäben, als auch in ihrer Stellung innerhalb der Entwicklung süddeutscher Rokokodekorationen (erstes Hauptwerk wichtiger Künstler) hochbedeutende Ausstattung rückt die Anlage in die erste Reihe deutscher Barockkirchen". Den krönenden Abschluss der Kirchenausstattung bildet die weltberühmte Orgel mit über 5000 Pfeifen, 66 Registern, ein Glockenspiel, verteilt auf 4 Manualen u. Pedalen der Brüder Philipp und Heinrich Stumm. Der Prospekt ist ein Werk der Bildhauer Franz Ignaz und Georg Schäfer, in Weiß und Gold gefasst von Simpert Feichtmayr. Seit ihrer Vollendung 1782 ist der Zusammenklang von elegantem Raum, großartiger Dekoration und ebenbürtiger Orgelmusik untrennbar mit dem Namen Amorbach verbunden.
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