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MEINE ERFAHRUNGEN MIT TAIJIQUAN


Von Tony Christodoulou

Im August 2000 begann ich die lange Form des Wu-Stil Taijiquan bei Daniel McGiff(einem Schüler von Ma Jiangbao mit 20 Jahren Taijiquan-Erfahrung) zu erlernen. Meine erste Stunde begann mit einigen Vorübungen von Meister Ma Jiangbao, mit welchen jede Stunde begonnen wird. Sie bestehen aus wiederholten Bewegungen, welche meist aus der Form entnommen wurden. Ich lernte dann weiter den ersten Teil der Form, welche von meinem Lehrer Dan gezeigt wurde. Dieser beinhaltete die fünf grundlegenden Schrittarten (pingxingbu, xubu, gongbu, dingzibu und mabu) und Handbewegungen (Die Laute spielen, Knie streifen, einfache Peitsche und gerader Faustschlag).
Es dauerte einige Zeit, bis ich mich an die Wechsel in den Hand und Fußpositionen gewöhnt hatte. Ich begann zu realisieren, wieviel mein Gefühl für Gleichgewicht und Stellung damit zu tun hatte. Ich war glücklich, schon etwas Erfahrung mit Taijiquan, kombiniert mit Fungsao, einer leichten Kungfu-Form, in der Zeit von ) 1980-1981 gehabt zu haben. So wußte ich ein wenig über Pushhands und den Gebrauch von qi.
Nach acht Monaten bekam ich am Holmes Place eine neue Lehrerin mit Namen Kit Gerould, welche von Dan McGiff gelernt hatte. Ich setzte mein Taijiquan fort und entwickelte mich mit dem Training weiter. Einen oder zwei Monate später zeigte mir Kit das blaue Buch über die lange Form des Wu-Stil Taijiquan. Ich kaufte es und benutzte es als Referenz. Ich denke, es ist für den Schüler ein sehr guter Schritt-für-Schritt Führer durch die Form.
Nach meinem ersten Jahr des Wu-Stil-Lernens, begann ich über die langsamen Bewegungen nachzudenken, die so unähnlich zu den schnellen und direkten Bewegungen der Kampfkunst sind. Der Prozess des Fragens und Denkens brachte mich auch dazu, zu einem besseren Verständnis über die Theorie und Geschichte zu lesen. Das brachte mir ein besseres Gefühl und eine größere Würdigung.
Taijiquan wurde populärer und die Kurse wurden größer. Nach einigen Jahren der Übung hat es mir wirklich sehr geholfen. Es gibt mir ein großes Gefühl von Energie und Erfrischung und ich denke, dass es mein System weckt und mir das etwas an Extraenergie für die nächste Stunde gibt. Ich finde das erstaunlich. Es ist überhaupt nicht belastend und es hilft mir mich des Nachts zu entspannen und besser zu schlafen.
Ich habe gelernt, die Bewegungen erhaben, leicht und ohne Anstrengung oder Kraft durchzuführen. Sie sollten flüssig sein, so dass das Gefühl von Natürlichkeit nicht verloren geht. Die Atmung ist ruhig und gleichmäßig. Durch das Pushhands kann man seine Fähigkeiten überprüfen und falsche Bewegungen in der Form korrigieren. Die Bewegungen der Hände sind langsam, rund, ausgreifend und das Beugen und Strecken fließt immer weiter.
Für mich persönlich ist es im Vergleich zu anderen Sportarten im Studio eine sehr ruhige und entspannende Form der Übung. Es entspannt nicht nur den Körper, sondern beruhigt auch den Geist. Durch die Entspannung des Geistes und der Muskeln in der Form kann die Energie gleichmäßig fließen. Die langsamen Bewegungen ermöglichen dir, das innere Gefühl zu genießen und es gibt dir, wenn richtig ausgeführt, das wundervolle Gefühl der Natürlichkeit.
Jetzt, wo ich die Form abgeschlossen habe, korrigiere ich sie soviel wie möglich. Ganz gleich ob zu Hause oder bei der Pause während der Arbeit. Jetzt nehme ich sowohl and den Formkursen, als auch an Säbelkursen teil.
Die Säbelbewgeungen sind schneller und die Fußstellungen sind länger.
Die Prinzipien sind aber die Gleichen. Ich nehme auch an den Seminare von Freya und Martin Bödicker aus Düsseldorf, die Langzeitschüler von Ma Jiangbao sind, aus teil. Insgesamt genieße ich das Taijiquan sehr und ich werde ganz sicher weiter dabei bleiben. Es gibt so viel zu lernen.
Zur Einladung an Ma Yueliang nach Deutschland zu kommen (1986) Aus dem Vereinsmagazin der Jianquan Taijiquan Association Shanghai, Heft Nr. 17 Übersetzt von Freya und Martin Bödicker
Bevor Ma Yueliang nach Deutschland kam, sagte man in der chinesischen Taijiquan-Szene, dass die Bundesrepublik ein noch nicht entwickeltes Neuland sei. Wenn Deutsche Taijiquan sehen, ist es noch fremd und geheimnisvoll. 

Hierzu gibt es eine interessante Anekdote:

An einem Morgen zu Beginn des Frühlings traute sich ein ca. 30-jähriger Chinese auf einem Weg in einem Düsseldorfer Park Taijiquan zu üben. Ein Passant war durch diesen Menschen, der ihm keine Beachtung schenkte, sich langsam und weich, aber seltsam und merkwürdig bewegte, sehr irritiert. Am Ende dachte er, dass er einen am Geiste Erkrankten getroffen habe und rief die Polizei. Der Chinese hat den Polizisten höflich eine Visitenkarte gezeigt und erklärte ihnen in fließendem Deutsch, dass er Wu-Stil Taijiquan, eine Art Kungfu, übte. Erst da waren die Zweifel der Zuschauer zerstreut. Eigentlich ist dieser in Deutschland beheimatete Chinese Ge Xianzhong [auch bekannt unter dem Namen Tommy] Besitzer eines chinesischen Buchladens und ein Verantwortlicher des Vereins für deutsch-chinesischen Kulturaustausches.
Er hat früher bei der Jianquan-Taijiquan Assocoation in Hongkong die langsame Form des Wu-Stils und in Shanghai die Grundlagen des Pushhands gelernt.
Diese mal fuhr Ma Yueliang nach Deutschland und es war Herr Ge, der ihn empfing.

KRAFT

Hier noch ein wenig zum Thema "Kraft"
Über die jin-Kraft des Taijiquan

Von Ma Hailong, übersetzt von Dr. Lukas Kasenda

Im alltäglichen Chinesisch steht jin für Kraft und Stärke. Als Ausdruck in der Theorie des Taijiquan enthält dieser Begriff jedoch zwei Aspekte, nämlich den des Verständnisses für innere Arbeit und den der Kraft.
Diese beiden Aspekte hängen eng miteinander zusammen und können demnach nicht getrennt betrachtet werden. Unter dem Aspekt des Verständnisses für innere Arbeit ist jin als "Verstehen der jin-Kraft (dongjin)" und "Sammeln der jin-Kraft (xujin)" zu verstehen. Unter dem Aspekt der Kraft ist jin als peng, lü, ji, an, cai, lie, zhou und kao zu verstehen, den vier Geraden und Diagonalen des bagua. Die Art der Beziehung dieser beiden Aspekte ist Grundlage (ti) und Anwendung (yong). Im folgenden sollen nun einige Beispiele zur jin-Kraft erläutert werden.

1) Verstehen der jin-Kraft (dongjin)

Im "Klassiker des Taijiquan (Taijiquan jing)" heißt es: "Durch Erlernen und ständiges Üben der Techniken wird man nach und nach das Verstehen der jin-Kraft erlangen. Dem Verständnis der jin-Kraft folgt allmählich die Erleuchtung. Ohne beharrliche Anstrengung kann man aber nicht zur plötzlichen Einsicht gelangen." (vgl. Taijiquan-Lilun 2)
Die Fähigkeit des Verstehens der jin-Kraft beschränkt sich nicht nur auf die Hände und Arme, sondern auf den ganzen Körper. Um das zu erreichen ist es wichtig, dass das qi im ganzen Körper ungehindert fließen kann:
"Leite das qi, wie durch eine neunfach gewundene Perle, wobei auch die kleinste Stelle durchdrungen wird." 
Der Schlüssel, um diesen Zustand zu erreichen, liegt in der Haltung. Eine aufrechte Wirbelsäule, Schulter und Nacken locker, der Kopf, als wenn er an einen Faden aufgehängt sei, das Kinn leicht zur Brust eingezogen und den Atem ins dantian sinken lassen. Bei den Partnerübungen ist es sehr wichtig, dem Gegner keine Kraft entgegenzusetzen, da es sonst zur doppelten Schwere (shuangzhong) kommt. Dieser Zustand bedeutet Stillstand, was dem Fließen widerspricht.

2) Sammeln der jin-Kraft (xujin)

Xu bedeutet soviel wie sammeln oder sparen. Die Bedeutung von xujin liegt demnach in der Vorstellung von gesammelter oder verborgener jin-Kraft. In den "Mentalen Erklärungen zum Ausführen der 13 Grundbewegungen (Shisanshi xinggong xonjie)" heißt es. "Jin-Kraft sammeln (xujin), wie man einen Bogen spannt, jin-Kraft abgeben (fajin), wie das Abschießen des Pfeils." (vgl. Taijiquan-Lilun 4) Nach der Biegung (Ableiten, Ausweichen) kommt die Gerade (Angriff). Erst
(gegnerische) Kraft aufnehmen und dann zurückschlagen. Demzufolge ist xujin grundlegend für die Anwendung der acht Handtechniken peng, lü, ji, an, cai, lie, zhou und kao.

3) Anwenden der jin-Kraft (yunjin)

Yunjin bedeutet soviel wie Bewegung bzw. Anwendung der jin-Kraft. Ein bekanntes Zitat aus der Taijiquan-Literatur heißt: "Yun jin ru bai lian gang." Es besagt, dass jin-Kraft zwar weicher Natur ist, doch durch unermüdliches Training und richtiger Anwendung in der Lage ist, jegliche
Härte zu durchdringen. Dabei ist zu beachten, dass die jin-Kraft sehr exakt benutzt wird.Bildlich zu vergleichen mit dem Ziehen von Seide aus
einem Kokon. Yunjin kann noch in folgende Punkte unterteilt werde:
a) jin-Kraft neutralisieren (huajin)
Hua bedeutet neutralisieren. Huajin ist also als Kraftneutralisation zu verstehen. Huajin beruht auf Weichheit, um die gegnerische Kraft zu neutralisieren. Es handelt sich allerdings hierbei nicht um eine reine Verteidigung, sondern auch um die Absicht, den Schwerpunkt des Gegners in eine für ihn ungünstige Lage zu bringen. Dies ist der Moment, um anzugreifen. Dies bedeutet, dass man aus der scheinbaren Passivität des Nachgebens im Grunde genommen sehr aktiv orientiert ist. Ein Zitat aus dem "Klassiker des Taijiquan" beschreibt es so: "Der andere ist hart, ich bin weich - das nennt man mitgehen. Ich gehe mit, er macht das Gegenteil - das nennt man Kleben. Ist eine Bewegung schnell, dann antwortet man schnell. Ist eine Bewegung langsam, dann antwortet man langsam. Auch wenn die Wandlungen zahllos sind, das Prinzip bleibt unveränderlich." (vgl. Taijiquan-Lilun 2)
b) jin-Kraft abgeben (fajin)

Die Bedeutung von fa liegt in "aus etwas herauskommen". Fajin ist demnach als angreifende jin-Kraft zu verstehen. Während des Angriffs sind Lockerheit und ein stabiler Schwerpunkt fundamental. Wie oben erwähnt, wird diese angreifende Kraft dann benutzt, wenn der Gegner sich
im Ungleichgewicht befindet. Wichtig dabei ist die genau Dosierung und die Richtung der Kraft. Neben den geraden Angriffen auf den gegnerischen
Mittelpunkt gibt es auch Drehkräfte von oben, unten, links und rechts.
Im "Lied der schlagenden Hände (Dashouge)" heißt es: "Kleben, verbinden, anhaften, folgen, ohne den Kontakt zu verlieren oder dagegenzuhalten."

WAS BEDEUTET "QI"

Was bedeutet "Qi"?

(Aussprache: Tschiii)

Das "primäre Qi" ist das "Ursprungs- Yin" und das "Ursprungs- Yang", dieses entwickelt sich durch angemessene Atmung im Zinnoberfeld (Dan Tien = Sammelplatz des "Qi" unterhalb des Bauchnabels)

Qi hat die wörtliche Bedeutung von Luft, Dampf, Rauch, Äther, Energie, Kraft, Atmospähre. "QI" versteht sich als ein zentraler Begriff im Taoismus und der TCM (Traditonellen chinesischen Medizin). "Qi" ist nach Auffassung der Taoisten die vitale Energie, die Lebenskraft, der kosmische Geist, der alle Dinge durchdringt und belebt. Und dadurch identisch mit der Urenergie.
In der TCM verstand man "Qi" ursprünglich als allgemeine Lebensenergie, die in den Energiebahnen des Körpers (Meridiane) zirkuliert. Störungen des "Qi" bedeuten also Krankheit. 
In der heutigen Zeit versteht man auch die Tätigkeit des neurohormonalen Systems unter "Qi".

Und hier ein wenig zum Thema Taoismus:

Referent: Dennis Heuer 


"Der Taoismus ist ein System von Vorstellungen, Erkenntnissen, Lehren und Übungen, die sich auf alle Lebensbereiche erstrecken, und in dem das chinesische Wesen so dicht und so deutlich wie in keiner anderen Äußerung Chinas zum Ausdruck kommt. Als innere Einstellung ist der Taoismus auch im heutigen China so lebendig wie eh und je; und als Methode der Wahrnehmung und Erkenntnis durchsetzt er alle Kunst und alle Wissenschaft des chinesischen Kulturkreises." So beurteilt Manfred Porkert in seinem Buch "China - Konstanten im Wandel" von 1978 diese in der Entwicklung Chinas mit prägendste und langlebigste (ca. viertes Jahrhundert v. Chr.) und dennoch niemals für die Staatslenkung angewandte Glaubensausrichtung. 
Die europäische Bezeichnung Taoismus leitet sich von dem chinesischen Wort Tao ab, welches korrekt ausgesprochen Dao lautet. Für die Übersetzung des Chinesischen ist die Anwendung der englischen Sprache am weitesten verbreitet, wobei die unterschiedlichen Klänge einfach eingeenglischt werden. Perfektionisten ist allerdings die korrekte Aussprache des D ans Herz zu legen. Für den Begriff Tao sind im großen Chinesischen Zeichenwörterbuch des Jahres 1915 gleich 46 verschiedene Bedeutungen angegeben, denn er ist einer der wichtigsten Begriffe der chinesischen Philosophie. Es lassen sich allerdings drei wesentliche Deutungen herausformen: 
Der begangene Weg soll nicht auf einen erfolgten motorischen Prozeß schließen lassen, sondern steht für seinen Weg machen im charakterlichen Sinne. Es wird also das Handeln in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt, wobei als Zielsetzung des Handelns die Verwirklichung, Entfaltung und Erweiterung des eigenen Wesens zu verstehen ist. 
Somit ist bereits die zweite große Bedeutung des Wortes Tao umrissen worden, die der einem jedem Wesen gemäßen Verhaltensweise (hsing-tao). Man spricht auch von sein Tao vollenden (ch'eng-tao), was nichts weiter bedeutet, als sein Optimum stets in harmonischer Weise herauszuarbeiten. Jedes Wesen hat somit sein individuelles Tao, wobei unter Wesen alles lebendige, also auch Flora und Fauna verstanden wird. Auch der Kosmos als Ganzes besitzt sein Tao. 
Die dritte und erhabenste Deutung des Begriffes Tao ist also die dem Kosmos gemäße Verhaltensweise. Philosophisch ausgedrückt ist Tao die im Kosmos immanente Ordnung. Erst mit dieser Deutung ereicht der Taoismus schließlich eine vom Individualismus abgelöste gesamtethische Zielvorstellung. Das Tao des Einzelnen ist eine Funktion des Tao der Gesellschaft, und das Tao der Gesellschaft ist eine Funktion des Tao des Kosmos. Der Hintergedanke dabei ist, daß erst durch die Ausentwicklung (die Reife) des eigenen Ich eine vernünftige und kreative Basis für die Unterstützung der Gemeinschaft geschaffen werden kann. 
"Tatsächlich hat der Taoismus, wie das Zeugnis der Geschichte mannigfaltig bestätigt, schon seit 2000 Jahren betont, was wir erst neuerdings Individualismus nennen.", erkennt Manfred Porkert beinahe neidisch. Weiter bemerkt er: "Der taoistische Individualismus erfüllte in China durch die Jahrhundertwende eine wichtige sozialhygienische Funktion: Er wirkte als Gegengewicht zu den autoritären und totalitären Tendenzen des Konfuzianismus.", der beinahe zeitgleich entstandenen und erst im 20. Jahrhundert durch den Kommunismus abgelösten Staatsform Chinas. Entgegen dem Taoismus war es die Ansicht des Konfuzianismus, daß nur über das gesellschaftliche Funktionieren die Menschlichkeit und die wahren Fähigkeiten eines Individuums entwickelt werden können. Die sich im fortwährenden Konflikt dieser zweitausend Jahre währenden Fehde komplementierte Glaubensstrebung ist auch im heutigen Kommunismus eindeutiger Inhalt der chinesischen Lebensphilosophie. Der Taoismus hatte allerdings in seinem negativen Bestreben auch immer wieder die Tendenz zur Staatsauflösung, weswegen es fortwährend in der Geschichte Chinas zu Reibereien, Chancen für andere Einflüsse, wie den Buddhismus, und Veränderungen in den Grundzügen der einzelnen Bekenntnisse kam. Schon seit des ersten Jahrhunderts vor der Zeitwende gab es keine Revolte, keine Reformbestrebung und keinen Geheimbund ohne das Vorkommen taoistischer Ansichten. 
Der geschichtliche Verlauf des Taoismus: 

Die erste und weitaus bekannteste zu den Taoistischen Klassikern zählende Schrift heißt Tao-têh-ching. Der Titel bedeutet soviel wie das Klassische Buch vom Tao und seiner Gestaltungskraft. In 81 Abschnitten enthält es nur etwa 5000 Zeichen und mithin Worte, weshalb die Taoisten oft einfach von den 5000 Zeichen (wu-ch'ien-tzu) sprechen. Das Werk gehört zu den zeitlosen und am gründlichsten in die Tiefe der Sache gehenden Büchern der Weltliteratur, weswegen es geradezu zum Opfer europäischer Übersetzer geworden ist. Bereits 1978 hat Porkert von fast einem Dutzend Eindeutschungen gewußt, und durch das gesteigerte Interesse an der chinesischen Kulter, gerade der chinesischen Kunst der Lebensführung bis in die 90er, dürfte das Angebot, mitunter an Ratgebern, bereits ins Undurchschaubare gestiegen sein. Wobei die poetische Ader der chinesischen Sprache leicht zu verfehlten Deutungen führen kann. Als Verfasser des Tao-têh-ching gilt traditionsgemäß ein gewisser Lao-tzu (heute allgemein Laotse), der nach den amtlichen Aufzeichnungen der Historiker ein älterer Zeitgenosse des Konfuzius gewesen und somit im sechten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gelebt haben müßte. "Bei genauer Nachprüfung...", so Porkert, sind allerdings in diesen Daten Vermischungen von mindestens zwei Persönlichkeiten vorhanden. Außerdem schließt der Schreibstil auf das vierte Jahrhundert, in dem auch alle übrigen klassischen Lehrsysteme, auch die Ausreifung der Konfuzianischen Schule, erfolgt sind. Hinzu kommt die Annahme, daß dieses Werk von mehreren anonymen Verfassern erarbeitet sein muß, was auch aus einem widersprüchlichen Satz über Lao-tzu (Tzu steht für Meister) gelesen werden kann: "Mit seiner Lehre legte er es darauf an, selbst verborgen zu bleiben und sich keinen Namen zu machen." Das Motiv, Ruhm und Ehrungen zu entfliehen, ist ein Grundbaustein der taoistischen Schriften. Im 13. Abschnitt des Tao-têh-ching heißt es: "Gunst und Schande erschüttern gleichermaßen, Ehre ist eine die Persönlichkeit treffende Kümmernis (...) Wer Gunst empfängt, ist ein Untergebener. Empfängt er sie, bedingt dies eine Erschütterung, verliert er sie, bedingt es auch einer Erschütterung..." Dieses Satzgebilde belegt nebenbei eindrucksvoll, daß nicht bloß Konfuzius formulieren konnte, sondern die poetische Darstellung, ebenso auch die Darstellung in Metaphern fest zum chinesischen Sprachstil gehören. 
Chuang Chou, genannt Chuang-tzu (Meister Chuang), verfaßte während seines Daseins von 365 bis 290 vor Christus einen weiteren, zumindest ebenbürtigen Klassiker. Der Reichtum und die Treffsicherheit seiner Metaphern wurde nur selten wieder erreicht. Sein Werk, von dem ihm heute lediglich die 1. Abteilung der inneren Kapitel zugesprochen wird, ist etwa um das zwanzigfache umfangreicher und besteht aus 33 in drei Abteilungen aufgeteilte Kapitel. Auch Chuang-tzu wiederholt das Ideal des verborgenen Meisters, des yin-shih. Zitat: "wie die Schildkröte, die lieber ihren Schwanz durch den Schlamm schleppt, als daß sie ihren Panzer im Tempel ehren läßt." Im alten China war es üblich, bei wichtigen Anlässen das Orakel zu befragen, indem man die Panzer getöteter Schildkröten, welche über dem Feuer erhitzt wurden, auf gebildete Risse hin las. Yin-chü, im Verborgenen Leben kann man allerdings nicht als eigentliches Ziel des Taoismus ansehen. Die Einsamkeit sollte vielmehr als Hilfsmittel zur Selbstfindung genutzt werden, wenn die äußeren Umstände einen verfremdenden Einfluß bekommen. Als Ziel taoistischen Handelns nannte er den Begriff wu-wei, Nichtexistenz von Tun, wobei der Trugschluß aufkommen kann, daß ein Zurückziehen doch Ziel des Taoismus wurde. Allerdings ist mit diesem Begriff ein anderes Verhalten, nämlich das nicht beabsichtigte gesteuerte Tun, also das nicht überlegte frei auf ein anderes Tun reagierende Tun gemeint, welches als Grundstock echter Menschlichkeit ohne falschen Einfluß gesehen wurde. Zitat: "Der Beispielhafte bleibt bei absichtlosem Tun und übt wortlose Lehre. Er bringt alle Wesen zur Entfaltung und versagt sich nicht. Er erzeugt und hält doch nicht im Besitz; er handelt und baut doch nicht auf sein Handeln. Hat er etwas geleistet, so verharrt er nicht dabei. Eben weil er nicht dabei verharrt, verläßt es ihn nicht." 
Chuang-tzu beginnt somit, den Grundgedanken des Tao auszufeilen und zu erweitern, ihm ein definierteres Gerüst für die Umsetzung zu geben. Er geht bei der Beschreibung so weit, daß er das relative, das gewichtende Auffassen eines Menschen ablehnt und somit in Konflikt mit dem Individuellen gerät. Zitat: "Erkennen in der Welt alle das Schöne als schön, so ist das Häßliche gesetzt, erkennen alle das Gute als gut, so ist damit auch das Schlechte gesetzt. Denn Sein und Nichtsein entstehen wechselseitig, Schwieriges und Leichtes bedingen sich gegenseitig, Langes und Kurzes wechseln miteinander ab, Hohes und Niederes beruhen aufeinander, Ton und Stimme klingen zusammen, Vorderes und Hinteres hängen zusammen." Mit diesem Ausspruch hebt er die herrschenden Differenzen auf eine gleichwertige Ebene, wobei er gleichzeitig die Moral außer Kraft setzt, denn nach dieser Gewichtung wäre es egal, wie jemand handelt, denn es ist weder gut noch böse, sondern indifferent. Die Erkenntnis, daß Indifferenz ein Trugschluß ist, so wie sie z.B. im Christentum, im Buddhismus oder im Konfuzianismus vollzogen wurde, bleibt im klassischen Taoismus noch aus. 
Beginnend in der Zeit der Klassiker und nur wenig später, also im dritten Jahrhundert vor der Zeitwende, entfaltet sich die taoistische Literatur. Sie wurde unter dem Begriff tao-chiao, Didaktischer Taoismus, zusammengefaßt und berührt nahezu alle Bereiche individueller und sozialer Existenz. Darin enthalten ist das klar und logisch fundierte Grundgerüst der Klassiker, wobei ehrlicherweise hinzugefügt werden muß, daß bereits auf Gefäßen tausend Jahre zuvor Grundgedanken wie im Taoismus klar artikuliert waren. Die zu jener Frühzeit enthaltenen theokratischen und schamanischen Elemente werden im didaktischen Taoismus weitergepflegt, so daß die Taoisten nunmehr auch als Mittler durch rituellen Beistand auftraten. Sie brachten Ernte-, Sühne- oder Dankopfer, nahmen Beichten ab, erteilten Absolution und wußten sogar Zaubertränke für kurzum alles, was dem einfältigen Menschen Sorge bereitete. Auch auf die Unterwelt wurde geantwortet. Es war die Zeit der Tempelbauten und Zeremonien, weshalb Touristen den Taoismus gern fälschlicherweise als primitiven Aberglauben interpretieren. Die Volksreligion nimmt zwar einen breiten Raum, jedoch nicht den zentralen Platz des Taoismus ein. Dieser ist den wissenschaftlichen und vorwissenschaftlichen Methoden und Techniken, deren Bewahrung und Weiterentwicklung gewidmet. Dem didaktischen Taoismus kommt in diesem Bereich fast 2000 Jahre hindurch der alleinige Verdienst zu. 
Fast die Hälfte der Schriften des didaktischen Taoismus beschäftigt sich mit dem ch'eng-tao, das Tao vollenden. Die Methoden zur Erfüllung dieses Zieles werden unter der Bedeutung yang-cheng, das Leben ernähren - das Leben erhalten, geführt. Im Mittelpunkt der taoistischen Lebenspflege stehen Methoden, die man mit modernen Begriffen wie Hygiene, Medizin und Psychologie im ungefähren beschreiben könnte. In einer groben Gruppierung kann zwischen folgenden Punkten unterschieden werden: 
Methoden der Atemführung 
gymnastische Methoden 
sexuelle Methoden 
pharmazeutische und alchemistische Methoden 
klimatherapeutische Methoden 
diätische Methoden 
All diese Methoden liegen einer energetischen Betrachtung der Natur zu grunde (Fluß von Energie, Wechselbeziehung untereinander). Folgerichtig sprechen die Chinesen in Bezug auf die taoistischen Methoden auch von yang-ch'i, d.h. die konstellierte, qualitativ definierte Energie pflegen. Diese Geistesbasis brachte ein enges Band zwischen dem Taoismus und der chinesischen Medizin. Der erste Klassiker des Taoismus und der erste Klassiker der chinesischen Medizin (das Huan-ti nei-ching oder der innere Klassiker des gelben Fürsten), die ungefähr zeitgleich entstanden sind, weisen in ihrer bedeutsamen Gliederung des Textes in 81 Kapitel und mit der Entstehung im gleichen Milieu bereits auch äußerlich auf eine gemeinsame geistige Linie hin. Die Zahl 81 hat als zweite Potenz von 9 symbolische Bedeutung. 9 ist das Zahlenemblem des Himmels, des endlos aus sich selbst gestalteten - wir würden sagen der dynamisch belebten Natur. 81 weist mithin auf das Produkt einer Gestaltung hin, die sich aus sich selbst zyklisch vollzieht. 
Zumindest die einfachen Verfahren des Taoismus sind seit Jahrhunderten Gemeingut des chinesischen Volkes. Sie werden auch heute mit der nachdrücklich geförderten traditionellen Medizin (z.B. Akkupunktur) als Inhalt von Broschüren verteilt oder auch in der Öffentlichkeit vollzogen (z.B. Schattenboxen, besser Tai Chi !!). Die Europäer hingegen haben sich, wohl wegen des esoterischen Flairs, der konfuzianischen Abschätzigkeit bedient und stehen daher erst in den Anfängen der Erschließung dieses Wissensgebietes. Etwas günstiger ist die Situation mit der "wohl edelsten Blüte", laut Porkert, dem Ch'an. Ch'an ist die chinesische Nachbildung des Wortes dhyâna, das Meditation bedeutet. Die Meditation, wie sie im ersten Jahrhundert durch buddhistische Lehrmeister einzuführen versucht wurde, bediente sich zunächst des taoistischen Gewandes, da den Lehrmeistern bewußt war, daß sie das chinesische Sprachgewand für sich benutzen mußten, um einen Platz in der chinesischen Geisteswelt finden zu können. Der Taoismus schien das geeignete Mittel zu sein, da er ebenfalls besagt, daß Erkenntnis und Überzeugung niemals das Privileg einzelner Mächtiger sein kann. 
Mit der Anlehnung an den taoistischen Glauben war eine enge Wechselbeziehung entstanden, obwohl beide Glaubensrichtungen durchaus polaritäten aufwiesen, wie die starke metaphysische Tendenz des Buddhismus und eine eher reelle, also dem energetischen Grundmodell folgende Ansicht in diesem Bereich bei den Taoisten. Die Buddhisten verfolgten die rationale Analyse und die Abstraktion, der Taoismus suchte nach emotionaler Identifikation und klaren Vorstellungen. Deutlich wird dies vielleicht eher anhand einer chinesischen Fernsehserie, in der ein Herrscher aus Unglauben in einem Tempel ein Gefängnis mit 500 Seelen gefallener Krieger öffnet. Die Seelen ziehen aus, nisten sich ein in einfachen Leuten, um dann gegen die Herrschaft zu ziehen. Hier wird deutlich, wie natürlich die Chinesen mit der Esoterik verfahren. Sie suchen keine neuen Dimensionen, Reiche, Welten, sondern ordnen die für uns metaphysischen Ereignisse als einfachen Bestandteil der Natur ein, hier unter uns, wie der Baum, der Strauch oder die Biene. Alles ist beseelt, hat seinen Platz und seine energetische Wechselbeziehung zur Umwelt. Als der Buddhismus schließlich, unterstützt von immer mehr Lehrern, seinen eigenen Glauben immer energischer herausstellte, schrieb er sich seinen eigenen Untergang. Zu Beginn des achten Jahrhunderts war der Buddhismus als Massenbewegung in China gestorben. Was in China und Japan heute noch ausgeübt wird, sind die Wege des Heils und der Selbstvervollkommnung, die sich innerlich der chinesischen Geistesart vollkommen angepaßt haben. Durch Ch'an, ausgesprochen Zen, wurde dank der Vermittlertätigkeit des japanischen Zen-Meisters Suzuki auch in Europa und Amerika taoistische Lebenspflege in der seit dem vierten Jahrhundert bestehenden buddhistisch-taoistischen Verbindung bekannt. 
Dem Verhältnis von Staat und Gesellschaft wird indeß nur wenig Platz im Gedankengut der Taoisten eingeräumt, wobei der Einstieg in das Thema auch mehr problematisch für die Anhänger dieses Glaubens war. Die klassische Konservativität, wie sie im Tao-têh-ching beschrieben wird, hielt weiterhin ihre Gültigkeit. Zitat: "Schneidet ab die Tradition der Mustergültigen (Erwählte/Herrscher), tut weg das Wissen, so ist dem Volk hundertfach genützt (...) Man lasse die Menschen zurückkehren zum Gebrauch der Knotenschnüre (Altes Zählsystem), so werden sie ihre Speise süß und ihre Kleidung schön finden, werden sie sich mit ihren Behausungen bescheiden und ihrer Bräuche erfreuen. Dann mag das Nachbarland so nahe sein, daß man gegenseitig die Stimmen der Hähne und Hunde vernimmt, das Volk wird dennoch bis ins hohe Alter, bis zum Tod niemals mit dem Nachbarn verkehren." 
Nur sehr allmählich zogen in den didaktischen Taoismus allgemeinpolitische und kommunistische Tendenzen ein, allerdings Tendenzen, die sich mit den Klassikern vereinigen ließen. Einzelne Zweige entstanden, wie die taoistisch inspirierte Bewegung der Gelben Turbane, welche die Gütergemeinschaft und Gemeinschaftseinrichtungen als wichtiges Ziel vertraten und am Ende des zweiten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung am Sturz der Han-Dynastie beteiligt waren. Die kommunistischen Inhalte haben in unseren Tagen die Interpretation herbeigeführt, daß Lao-tzu der erste Materialist gewesen wäre. Dieses Beispiel zeigt gut die mittlerweile starke Veränderung des ursprünglichen Taoismus durch neu zugekommene Gedankenströme und das Problem für die Historiker, einen klaren Faden in den geschichtlichen Ablauf zu bringen. 
Eines ist allerdings sicher. Der Taoismus ist als Geisteshaltung und als System der Ausbildung chinesischer Mentalität auch heute ein wichtiges Fundament Chinas.

Tai chi?

Im 12. Jahrhundert fasste der berühmte Neokonfuzianer Chu Hsi die philosophischen Strömungen des 11. Jahrhunderts zusammen und entwickelte die Lehre der Prinzipien. Im 14. Jahrhundert wurde die von ihm entwickelteLehre ein Bestandteil der Aufnahmeprüfungen in den chinesischen Beamtendienst. Diese blieb in ihrer ursprünglichen Form bis 1905 bestehen. Dieser Schule zufolge bestehen alle Dinge aus zwei Elementen: aus dem Prinzip (li), einer Widerspiegelung des Höchsten (Tai-chi) sowie aus der Materie (ch'i). Aufgrund der Erforschung der Dinge, wie sie 
die Klassiker betrieben haben, und der Arbeit an sich selbst kann man die Materie durchdringen und die Prinzipien erkennen. Das Ergebnis dieses Studiums ist dann das Verständnis aller Dinge und gleichzeitig die Erkenntnis des Prinzips (des guten Wesens des Menschen) sowie die Verminderung des ch'i (des Hanges zum Körperlichen) im 
eigenen Geist. Aufgrund dieser Erkenntnis versteht das Individuum die Vorgänge im Universum besser. Durch die Kraft seiner persönlichen Tugend, die aus der Erkenntnis erwächst, kann er die Vorgänge ordnen.

Und was heißt nun Tai Chi?

Aus dem Taijiquan-Theorie-Magazin Taijiquan-Lilun Heft 4 aus dem chin. von Freya und Martin Bödicker 

Wie kommt Taijiquan zu seinem Namen?
Von Zhou Huasong

Aus dem Vereinsmagazin Nr. 10, S. 9 der Jianquan Taijiquan Association Shanghai vom 30.4.1984

Alle Stile des Wushu haben sowohl eigene Besonderheiten als auch einen eigenen Namen. Dies manifestiert sich in einem eigenen Charakter. Wie ist es denn mit dem von uns gelernten Taijiquan - warum nennt man es Taiji? Dafür gibt es einen Grund.
Wang Zongyues "Klassiker des Taijiquan (Taijiquan jing, vgl.
Taijiquan-Lilun Heft 2)" beschreibt die Bedeutung klar und deutlich:
"Das taiji ist aus dem wuji geboren. Es ist der Ursprung von Ruhe und Bewegung und die Mutter von yin und yang." Man weiß aus der eigenen tiefen Erfahrung, dass dieser Satz die zwei Schriftzeichen taiji richtig erklärt und durch die Benutzung des Wortes taiji wird erläutert, dass diese Kampfkunst auf dem Prinzip von yin und yang und Ruhe und Bewegung beruht.
Taijiquan wird auch langes Boxen genannt. Im "Klassiker des Taijiquan"
heißt es: "Das lange Boxen, es strömt ununterbrochen wie ein langer Fluss und das Meer." Taijiquan hat diesen anderen Namen, weil er wirklich gut die Bewegungen der Form beschreibt, die wie ein langer Fluss und das Meer ununterbrochen fließen.
Aber wie verwendet man yin und yang und Ruhe und Bewegung beim Üben des Taijiquan? Wenn man Taijiquan mit der "Vorbereitung (yubeishi)" beginnt, muss man sich bemühen, mit ruhigem Herzen/Bewusstsein (xin) zu stehen.
Beide Hände hängen herab und der ganze Körper ist entspannt. Man gebraucht keine Kraft und man denkt nicht nach. Dieser Anfang ist ein Zustand des wuji [d.h. ohne Polarität] (vgl. Taijiquan-Lilun Heft 1).
Anschließend kommt die "Taiji-Anfangsform (taiji qishi)". Durch die Bewegung der Hände wird zwischen links und rechts, sowie innen und aussen unterschieden. Das linke Bein tritt aus pingxingbu hervor und das rechte Bein übernimmt das Körpergewicht. Dieser teilende Bewegungsverlauf bedeutet, dass aus dem wuji das taiji geboren wird.
Wenn der Körper, der Fuß und die Hände sich bewegen, erfolgt dies durch die Achsenmitte von Taille und Hüfte. Der Schwerpunkt verlagert sich auf den rechten Fuß. Dadurch wird das linke Bein leer bzw. yin und das rechte Bein voll bzw. yang. Anschließend macht man "den Umriß des Spatzenschwanzes zeichnen (lanquewei)". Von da an gilt für alle Bewegungen, das immer yin und yang, sowie voll und leer unterscheiden werden und die Bewegungen ohne Unterbrechung ausgeführt werden. Wenn man Taijiquan so ausübt, dann versteht man mit Sicherheit auch den Namen Taijiquan.
Mit der Bezeichnung "Langes Boxen", wie sie schon im Klassiker steht, halten wir es, wie man sie in der Praxis anwendet. Sie beschreibt die Bewegungen der ganzen Form. Eine Bewegung schließt an die andere an. So ist es für alle Bewegungen und es gibt in ihnen den gegenseitigen Wechsel von yin und yang, sowie voll und leer. Alles wird zu einer einzigen Bewegung. In Beispielen wie "Die Wolkenhände (yunshou)", "Das Knie streifen (louxi aobu)" und anderen wird unverkennbar ausgedrückt, wie die Bewegung von Anfang bis Ende ununterbrochen strömt, wie ein langer Fluss und das Meer. [...]
In der Tat ist taiji ein Wort, das in unserem Lande von alters her ein spezielles wissenschaftliches Fachwort ist. Seine Bedeutung umfasst yin und yang, leer und voll, Ruhe und Bewegung, vordringen und zurückweichen, vorne und hinten, oben und unten, sowie links und rechts.
Dieser Gebrauch zeigt sich, wie allgemein bekannt, in der taiji-Grafik.
Das taiji bewegt sich ohne Unterbrechung und bildet ein harmonisches Ganzes. Mit ihm kann man den Kosmos erklären, die Physik und auch die Technik des Taijiquan. [...]
Vom Namen Taijiquan über das Wissen der grundlegenden Aspekte des Taijiquan, erreicht man eine Methode zur Übung des Taijiquan und erkennt die Anforderungen an die Taijiquan-Praxis. Richtig ist, was dem Namen folgt. Sich mit dieser Regel vertraut machen und sie vollständig beherrschen. Wer dem gemäß Taijiquan lernt und auf diesem Weg fortschreitet, wird garantiert viel erreichen.

Copyright 2003 Forum für traditionelles Wu Tai Chi Chuan

Die Prinzipien des WU- Stiles: 

kontinuierliche Bewegung Entspannung solide und leeraufrechter Körper das innere Qi bewegt den Körperjeder Arm deckt den halben Körper die Hände reichen nie über die Linien der Füße hinaus 

Typisch für den WU- Stil gelten die vorgebeugte Körperhaltung, die Bewegungen haben einen kleinen Radius. Nach Meister Ma Yueh Liang:

Ruhe - Jing 

bedeutet ein hohes Maß an gedanklicher Konzentration ohne ablenkende Gedanken. Das Denken des Menschen ist jedoch kompliziert, und es ist nicht einfach, das zentrale Nervensystem bei intensiver Konzentration in einem einheitlichen Erregungszustand zu halten. Wie soll man sich so konzentrieren können? Die einfachste Methode besteht darin, seine gesamte Aufmerksamkeit darauf zu richten, ob die eigenen Bewegungen völlig korrekt ausgeführt werden. Mit anderen Worten bedeutet dies, daß man in der Bewegung nach Ruhe strebt, wodurch sich verhältnismäßig leicht der gewünschte Effekt einstellt. Im Laufe der Zeit kommt man durch regelmäßiges Üben allmählich dahin, der "wesentlichen Energie zum Begreifen" gewahr zu werden und durch sie an die Grenzen des Wunderbaren zu gelangen. 

Leichtigkeit - Qing

Die Leichtigkeit im Taijiquan darf man nicht ausschließlich dahingehend verstehen, daß keine Kraft angewendet wird. Die "Leichtigkeit" ist ein Komplement zu "Schwere". So heißt es in einem Klassiker des Taijiquan "Ist die linke Seite schwer (z.B. auch durch einen Angriff von links), so neutralisiert man die linke Seite. Ist die rechte Seite schwer, so neutralisiert man sie ebenfalls". "Leicht" bedeutet demnach, daß man nicht die "plötzlich hervorbrechende Kraft" anwenden darf. Folglich sollte man stets die "doppelte Schwere" (auf beiden Körperhälften) vermeiden. "Leichtigkeit" kann man auch mit dem Begriff "Geschmeidigkeit" erklären. "Leichtigkeit" bedeutet, daß zwar Kraft vorhanden ist, sie aber nicht angewendet wird. Deshalb heißt es bezüglich "der wesentlichen Energie des Taijiquan", daß sie "nur scheinbar erschlafft, jedoch potentiell entfaltbar" ist. Die Bewegungen des Taiji - die Bewegung der Hände und der Beine, der Augen sowie des ganzen Rumpfes - befinden sich alle in einem Zwischenstadium, in dem Kraft zugleich existent und nicht existent ist. Sie offenbaren potentiell entfaltbare Bewegungssituationen. Dazu müssen "Neutralität" und "Gewichtung" (bei der Gewichtsverteilung) deutlich unterschieden werden, erst dann kann sich die wesentliche Energie des Taiji bilden. Wenn man die "wesentliche Energie" begreift, hat man bereits eine hohe Stufe des Taijiquan erreicht. Dies gelingt einem nur durch dauerhaftes Üben und durch schweigende Erkenntnis, nur auf diese Weise vermag man dem "Bewußtsein" so zu folgen, wie gewünscht.

Langsamkeit - Man

Das Üben von Taiji bedarf der "Langsamkeit", die aber keinen Stillstand bedeutet. "Langsamkeit" ist das Komplement zu "Schnelligkeit". Grundvoraussetzung für die "Langsamkeit" ist die "gegenseitige Durchdringung" (der Bewegungen), wobei keinerlei Unterbrechung entstehen darf. In einer klassischen Schrift über das Taijiquan heißt es dazu: "Einer schnellen Bewegung antwortet man schnell, einer gemächlichen Bewegung folgt man gemächlich". Deshalb sollten die Bewegungen beim Üben des Taiji stets fließend ineinander übergreifen. Die klassischen Schriften erläutern dies wie folgt: "Bei Hin- und Rückbewegungen bedarf es der Falttechnik, beim Vordringen und Zurückweisen bedarf es des ständigen Wechsels". Dies führt dazu, daß die Bewegungen einer Form fließend ineinander übergehen und jedes einzelne Gelenk durchdrungen wird, so daß es zu keinerlei Stockungen im Bewegungsfluß kommen kann. Im allgemeinen sollte eine Sequenz (Form) ungefähr 25-30 Minuten dauern. Wenn die Zeitdauer beim Üben einer vollständigen Form konstant bleibt, so ist dies ein Anzeichen für profundes Können. 

Gewissenhaftigkeit - Qie

Dem Begriff "Gewissenhaftigkeit" kommt die Bedeutung von "Ernsthaftigkeit" zu. Wenn man Taiji übt, sollte man unbedingt Disziplin und Zeit aufwenden und keineswegs nachlässig sein. Denn ganz gleich, welches Bewegungsmuster man übt, alle müssen stets korrekt ausgeführt werden. "Neutralität" und "Gewichtung" sollte man deutlich unterscheiden, bei den Bewegungen sollten keine Unzulänglichkeiten auftreten; der Körper sollte sich stets in stabilem Gleichgewicht befinden sowie aufrecht, ruhig und entspannt sein. Dazu heißt es in den klassischen Schriften: "Schreite voran wie eine Katze, und gehe mit der wesentlichen Energie um, als zögest Du einen Seidenfaden aus einem Kokon". Ein anderer Aspekt der "Gewissenhaftigkeit" ist in der Selbstüberprüfung zu sehen. Wer sich nicht unmittelbar während des Übens selbst prüft, sondern sich erst nachträglich Gedanken über die Richtigkeit dieses oder jenes Bewegungsmusters macht, wird bei neuerlichem Üben stets auf eine noch weitergehende Berichtigung (und auf eine im Taiji hinderliche Art der Leistungssteigerung) bedacht sein. Die unmittelbare Selbstüberprüfung erfordert gewissenhafte, wohlüberlegte Disziplin. Wenn man auf diese Weise übt, wird man schnell Fortschritte machen. 

Ausdauer - Heng

Auch bei der "Ausdauer" sind zwei Aspekte besonders hervorzuheben, nämlich der "feste Zeitpunkt" und das "feste Maß". Was den festen Zeitpunkt betrifft, so äußert sich die Ausdauer vor allem darin, daß man - ob strenge Kälte oder drückende Hitze - stets regelmäßig übt.

Tuishou
Leichtigkeit
Beweglichkeit 
Möglichkeit des Wechsels 
die Fähigkeit zum Neutralisieren

 

Chinesisches Neujahr:

Chinesisches Neujahr:

Das Jahr des Holz-Drache

Beginn: 10. Februar 2024
Ende: 28. Januar 2025

Der Holz-Drache (Jiachenchinesisch 甲辰, Pinyin jiǎchén) ist das 41. Jahr des chinesischen Kalenders (siehe Tabelle 天支 60-Jahre-Zyklus). Es ist ein Begriff aus dem Bereich der chinesischen Astrologie und bezeichnet diejenigen Mondjahre, die durch eine Verbindung des ersten Himmelsstammes (甲, jiǎElement Holz und Yang) mit dem fünften Erdzweig (辰, chén), symbolisiert durch den Drachen (龍, lóng), charakterisiert sind.

Nach dem chinesischen Kalender tritt eine solche Verbindung alle 60 Jahre ein. Das letzte Holz-Drache-Jahr begann 1964 und dauerte wegen der Abweichung des chinesischen vom gregorianischen Kalenderjahr vom 13. Februar 1964 bis 1. Februar 1965. Das nächste Holz-Drache-Jahr wird am 10. Februar 2024 beginnen und am 28. Januar 2025 enden.

Quellangabe: https://de.wikipedia.org/wiki/Holz-Drache

Quellangabe, Bild: Ulrike Limberg, PWLM 2023
Link: https://www.flickr.com/photos/ulis_photos/

Chinesisches Neujahr:

Chinesisches Neujahr:

Das Jahr des Wasser-Hasen

Beginn: 22. Januar 2023
Ende: 9. Februar 2024

Der Wasser-Hase (Guimaochinesisch 癸卯, Pinyin guǐmǎo) ist das 40. Jahr des chinesischen Kalenders (siehe Tabelle 天支 60-Jahre-Zyklus). Es ist ein Begriff aus dem Bereich der chinesischen Astrologie und bezeichnet diejenigen Mondjahre, die durch eine Verbindung des zehnten Himmelsstammes (癸, guǐElement Holz und Yin) mit dem vierten Erdzweig (卯, mǎo), symbolisiert durch den Hasen (兔, ), charakterisiert sind.

Nach dem chinesischen Kalender tritt eine solche Verbindung alle 60 Jahre ein. Das letzte Wasser-Hase-Jahr begann 1963 und dauerte wegen der Abweichung des chinesischen vom gregorianischen Kalenderjahr vom 25. Januar 1963 bis 12. Februar 1964.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wasser-Hase

Quellangabe: Ulrike Limberg, Amorbach im Jahre 2010
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