Einleitende Worte zum Thema:
Obwohl Pushhands eine Übungsmethode der Kampfkunst für zwei Partner ist, stützt es sich auch auf die Idee von Ruhe und Weichheit. Es gilt nicht: "Wer zuerst angreift, ist im Vorteil", sondern "Begegne der Offensive mit Ruhe (yi jing dai dong)" und "Überwinde Härte mit Weichheit (yi rou ke gang)". Wenn man Pushhands übt, muss man das Gegenüber nicht stark berühren.Man verwendet gerade so viel Kraft, dass man den anderen kontrollieren kann. Wenn man diese große Fertigkeit besitzt, hat man den Anderen schnell durchschaut und er wird ganz bestimmt geschlagen werden. Beim Pushhands muss man darauf achten, dass man in hohem Grade ruhig und gelassen und nicht erschrocken ist. Die Hände sind leicht, das qi sinkt.
Handgelenke, Ellbogen, Schultern sowie alle anderen Gelenke müssen entspannt und offen sein. Oben leer und unten voll, dann kann man weich umwandeln und verändern. Die eigene Ruhe, Leichtigkeit, Entspannung und Weichheit befähigt, bei Berührung des Anderen Leer und Voll zu unterscheiden. So ist es dann möglich, den Umständen entsprechend zu handeln und angemessen zurückzuschlagen. Wenn das Herz/Bewusstsein nicht ruhig ist, ist man nicht konzentriert, die Handbewegungen werden fehlerhaft und man kann nicht mehr das rechte Maß halten. Wenn das Herz/Bewusstsein erst einmal ruhig ist, kann man der Bewegung des Anderen folgen, ohne den Kontakt zu verlieren oder dagegen zu halten. Der Andere verwendet Kraft - ich nutze den Vorteil der weichen Umwandlung. Der Andere verwendet keine Kraft - ich verwende auch keine Kraft. Die Vorstellungskraft (yi) kommt zuerst und nicht die Anwendung von Kraft.
Im Lied der schlagenden Hände (dashouge) heißt es
dazu: "Wenn der Andere sich nicht bewegt, bewege ich mich auch nicht.
Wenn der Andere sich auch nur unmerklich bewegt, bewege ich mich zuerst."
Tai Chi Chuan gehört zum chinesischen Wushu (Kampfkünste) und ist eine ganz besondere Art von Kampfkunst. Tui Shou (Pushhands) ist die Anwendung des Tai Chi Chuan mit einer Reihe von Techniken und Formen. Erst durch das Lernen des Tui Shou wird man das Tai Chi Chuan ganz verstehen können.
Im Tui Shou gibt es 13 grundlegende Techniken:
Die acht Richtungen, die den Trigrammen des Bagua zugeordnet werden:
Peng, Lü, Ji, An, Cai, Lie, Zhou und Kao.
Die fünf Schritte, die mit den fünf Elementen verbunden sind:
Schritt nach Vorne,
Schritt nach Hinten,
Nach links schauen, Nach
rechts schauen und zentriert sein.
Desweiteren gibt es im Tui Shou vier Aspekte, die zu beachten sind - Leichtigkeit, Beweglichkeit, die Fähigkeit zum Wechsel und die Fähigkeit zum Neutralisieren. Man sagt: "Leichtigkeit in der Bewegung führt zu Beweglichkeit, Beweglichkeit ermöglicht den Wechsel und der Wechsel führt zum Neutralisieren".
Das Training für Tui Shou-Anfänger beginnt mit den fünf Einhandübungen. Hierbei soll man lernen, wie man dem Partner folgt. Wichtig ist, daß der Fluß der Bewegung gleichmäßig und ohne Kontaktverlust zum Partner ist. Nach einer Weile wird man in der Lage sein, seine Schultern zu lockern und die Taille zu drehen. Dies legt die Grundlage für die Zweihandübungen.
Die verschieden Einhand- und Zweihandübungen des Tui Shou im Wu-Stil Pushhands:
Einhandübungen
Dan Da Shou - Einhandübungen
An Fa - Methode des Drückens
Xiao Shou - Schneidende Hand
Nian Shou - Klebende Hand
Li Nian Zhou - Klebende Ellenbogen innen
Wai Nian Zhou - Klebende Ellenbogen außen
Zweihandübungen
Shuang Da Shou - Zweihandübungen
Si Zheng Xing - Vier gerade Formen
Auch einfach:
Shuang Da Shou - Zweihandübung
Huan Shou Fa - Methode des Handwechsels
13elementare Handübungen
Shi San Zhong Ji Ben Shou Fa - Die 13 Arten elementarer Handübungen
Chan Tou Shi - Den Kopf einwickelnde Hände
Zhong Ping Zhou - Ellenbogen eben und zur Mitte
Shi Zi Shou - Gekreuzte Hände
Guo Tou Shi - Den Kopf einwickelnde Hände
Li Zhou - Stehender Ellenbogen
Da Chan Wan - Große Handgelenkwindung
Lou Xi Shi - Methode des Kniestreifens
Li Nian Zhou - Klebende Ellenbogen innen
Wai Nian Zhou - Klebende Ellenbogen außen
Xiao Chan Wan - Kleine Handgelenkwindung
Chuan Shou Kao - Hand ausstrecken und lehnen
Dao Ti Hu - Umgekehrt den Kessel tragen
Tong Tian Shou - Bis zum Himmel reichende Hand
Die Grundzüge des Pushhands sind:
Überwinde Härte mit Weichheit ( Yi Rou Ke Gang)
Im Tai Chi Chuan ist es angeraten, nicht Kraft gegen Kraft zu verwenden oder nach der ersten Offensive zu trachten, denn sonst schlägt derjenige mit der größeren Kraft den Schwächeren und die schnellere Hand dominiert über die langsamere. Der Versuch Kraft anzuwenden steht im Widerspruch zu den Prinzipien des Tai Chi. Wichtig für den Anfänger ist es, das Neutralisieren zu lernen und Konflikte zu vermeiden.
Begegne der Offensive mit Ruhe (Yi Jing Dai Dong)
Eine der grundlegenden Strategien ist es, dem Gegner mit Ruhe zu begegnen.
Die Ruhe ist essentiell, weil effektives Tingjin (Fühlen) ohne sie nicht möglich ist und ohne Tingjin die eigenen Aktionen nicht effektiv sein werden. Die Klassiker sagen: "Bewegt er sich nicht, so bewege ich mich nicht. Beginnt er sich zu bewegen, so bewege ich mich schon vorher." Dies bedeutet, der Offensive mit Ruhe begegnen.Überwinde den Gegner mit weniger Kraft, aber besserem Können (Yi Xiao Sheng Da)
Eine Methode dabei ist, zuerst zu neutralisieren und dann am Gegner zu kleben und ihm zu folgen, bis er sich in einen "toten Punkt" bewegt. Weil er dann sein Zentrum verloren hat, befindet er sich in einer gestörten Stellung und sein Kraftfluss ist gebrochen. Er wird dann schon durch eine leichte Berührung fallen.
Weiche zurück um vorzudringen (Yi Tui wie Jin)
Im Pushhands ist es ein Merkmal größter Wichtigkeit, sich an die wechselnden Zustände des Gegenübers anzupassen und sich mit Ihnen zu bewegen. Die kreisförmigen Bewegungen im Tai Chi Chuan haben ihr Abbild im Tai Chi Symbol, das Entfaltung darstellt und das Wechseln eines Kreises beinhaltet.
Kreisförmige Bewegungen (Dong Zuo Zou Hu Xian)
Die wechselnden Muster von Flexibilität und Festigkeit und des Klebens basieren auf kreisförmigen Bewegungen. Weil in einer kreisförmigen Bewegung keine Unterbrechung ist, kann der Partner leichter erreicht werden als auf einer von hinten nach vorne ausgerichteten geraden Linie. Von Vorteil ist, dass aktive Kraft oder Richtung an jedem beliebigen Punkt der kreisförmigen Linie geändert werden kann. Nur durch lange und nachhaltige Praxis können diese Prinzipien erfühlt und mit Leben gefüllt werden. Weil das Pushhands auch für Kampfzwecke eingesetzt werden kann, muss die Haltung des Tai Chi Chuan Lernenden konzentriert und friedfertig sein.
Wu Stil Pushhands
Sie sind ein wichtiger Teil und Aspekt des Wu Stil Tai Chi Chuans. Man muss sie sehr viel praktizieren um tiefer in die Theorie des Tai Chi Chuan einzudringen. Die traditionelle Theorie basiert auf dem Klassiker von Zhang Sanfeng und der Abhandlung von Wang Zongyue und dem "Schlüssel zu den 13Bewegungen". Wu Stil Tai Chi Chuan betont die Körpermechanik, das Wissen um das Zentrum und die verschiedenen Richtungen, sowie die Benutzung von Kraft und dem richtigen Timing, der mentalen und körperlichen Vorbereitung. Dadurch wird es möglich
Kraft und Härte durch Weichheit zu überwinden und die Bewegung mit Ruhe zu beantworten. Wichtig für die Pushhands im WU Stil ist, dass der Körper gerade gehalten werden muss, damit dieser zu präzisen und genauen Bewegungen in der Lage ist. Der Bewegungsfluss muss gleichmäßig und ohne Kontaktverlust zum Partner sein. Es gilt der Grundsatz: "Besiege den Gegner mit weniger Kraft und größerem Können. Weiche zurück um vorzudringen".
Im Wu Stil Pushhands gibt es folgende Variationen: Einhand, Zweihand- Übungen und Übungen mit Schritten.
Die Einhand Übung unterteilt sich in drei Übungen: Hand zu Hand Kontakt, und zwei Übungen der "Klebenden Ellebogen"
Zu den Zweihand Übungen gehören die Grundmethode des Händekreisens sowie
13 weitere Variationen. Hier finden wir eine große Anzahl an Techniken um den
Partner aus dem Gleichgewicht zu bringen, hier realisieren sich die 8Bewegungen
(Peng, Ji, L, An, Cai, Li, Zhou, Kao) die in den Klassikern beschrieben werden und die jeder Praktizierende beherrschen sollte.
Bei den Pushhands muss man einen ruhigen Geist behalten und nicht aktiv angreifen oder Kraft benutzen, vielmehr sagt man: "Leichtigkeit in der Bewegung führt zu Beweglichkeit, Beweglichkeit ermöglicht den Wechsel und der Wechsel führt zum Neutralisieren".
Diese Leichtigkeit bedeutet aber nicht dass hier keine Kraft eingesetzt wird. Sie wird dem Partner nicht gezeigt und zurückgehalten. Ohne Anleitung eines guten Lehrers allerdings wird das Wesen der Pushhands dem Lernenden verborgen bleiben.